Beim Verbandstag des pfälzischen Arbeitgeberverbands der Metall- und Elektroindustrie, PfalzMetall, standen Wege aus dem Fachkräftemangel und die bevorstehende Tarifrunde im Mittelpunkt. Wirtschaftsministerin Schmitt betonte die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung.
Mehr als jedes vierte Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie (M+E) ist bundesweit vom Fachkräftemangel betroffen. Allein im vergangenen Jahr blieben über 14.000 Ausbildungsplätze in den technischen Berufen der Metall- und Elektrobranchen unbesetzt. Diese alarmierenden Zahlen präsentierte Indra Hadeler, Geschäftsführerin Bildung & Internationale Beziehungen vom Arbeitgeberdachverband Gesamtmetall, beim diesjährigen PfalzMetall-Tag in Neustadt. Sie warb für die neue bundesweite Nachwuchskampagne „What about ME“, die junge Menschen für eine Ausbildung in der Metall- und Elektroindustrie begeistern soll. Martina Szautner, Personalchefin bei KSB in Frankenthal und PfalzMetall-Vizepräsidentin, berichtete, dass selbst große Unternehmen immer kreativere Ansätze benötigen, um junge Menschen für eine Ausbildung zu gewinnen. Gemeinsam mit Malinka Wittner, einer Auszubildenden zur Industriemechanikerin, brachte sie die Praxisperspektive auf dieses für viele Unternehmen existenzielle Thema ein.
Kauth warnt vor Folgen der Fachkräftelücke
PfalzMetall-Präsident Dr. Christian Kauth hob zuvor die Bedeutung der dualen Ausbildung für die Zukunft der Metall- und Elektroindustrie hervor. „Wir müssen die Qualifizierung von Quereinsteigern und Ungelernten fördern, Praktika anbieten und gezielt in Social Media präsent sein“, betonte Kauth. Auch die Eltern müssten überzeugt werden. Ebenso wichtig sei es, die Potenziale der Fachkräfteeinwanderung zu nutzen und sich darüber hinaus frühzeitig mit neuen Möglichkeiten bei der Automatisierung und mit modernen Technologien wie der Künstlichen Intelligenz auseinanderzusetzen.
Kauth warnte zudem vor den Folgen des Fachkräftemangels für die wirtschaftliche Entwicklung und kritisierte aktuelle politische Debatten wie die Rente mit 63, Arbeitszeitverkürzung und das Bürgergeld als kontraproduktiv. Mit Blick auf die bevorstehende Tarifrunde erteilte er auch der Forderung der IG Metall nach einer Ausweitung der Umwandlungsmöglichkeiten von Geld in Zeit eine klare Absage. "In dieser Situation müssen wir alle nicht weniger, sondern wieder etwas mehr arbeiten. Jede Stunde zählt!“, gab der Präsident zu bedenken. Laut Kauth lag die Produktion in der M+E-Industrie im ersten Jahresdrittel um sieben Prozent unter dem Niveau von 2023. Zudem seien zwei von fünf M+E-Firmen von Auftragsmangel betroffen. Vor diesem Hintergrund kritisierte er auch die Gewerkschaftsforderung nach einer Entgelterhöhung von sieben Prozent für 12 Monate als deutlich zu hoch. Eine solche Forderung käme angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage zur „Unzeit“.
Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung
Die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt betonte die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung. Gemeinsam mit dem Botschafter der Republik Ruanda Igor César, Christian Kauth sowie dem Unternehmer Reiner Rudolph, Initiator des rheinland-pfälzisch-ruandischen Ausbildungsprojekts "Spa(n)nende Perspektiven", sprach sie über die Potentiale der Fachkräfteeinwanderung. Viele Unternehmen, darunter auch das von Christian Kauth, beschäftigen derzeit Auszubildende aus Ruanda über derartige Kooperationsprojekte. Schmitt sagte, es brauche insgesamt mehr Offenheit, Kreativität und Tatendrang, um mehr junge Menschen für eine Ausbildung zu begeistern. Der Unternehmensberater Alexander Beeck zeigt abschließend einige Anwendungsfälle aus der Industrie, mit der die Effizienz von Arbeits- und Produktionsprozessen mittels Künstlicher Intelligenz gesteigert werden können.
Vergabe des Stiftungspreises und Nachwahlen in Vorstand und Sozialausschuss
Der mit jeweils 2.500 Euro dotierte Preis der Stiftung PfalzMetall geht in diesem Jahr an Hannah Schwartz (Fachbereich Maschinenbau) und Janis Egelhof (Fachbereich Informatik). Beide erhielten die Auszeichnung für ihre herausragenden Masterarbeiten an der RPTU Kaiserslautern-Landau. Bei der Mitgliederversammlung des Verbands wurden Tanja Knickel, Geschäftsführerin der John Deere GmbH & Co. KG (Mannheim), und Jürgen Lachmann, Vice President der Tadano Demag GmbH (Zweibrücken), in den Vorstand gewählt. Sandro Klepsch von der Firma BorgWarner Turbosystems (Kirchheimbolanden) ist neues Mitglied im Sozialausschuss.